Denkmalschutz für die Robotronkantine

 Freude über einen längst überfälligen Schritt

Mit dem Bebauungsplan in der Lingnerstadt entstanden bereits vor über fünf Jahren erste Überlegungen, die Robotronkantine zu erhalten und einer öffentlichen Nutzung für Begegnung, Kunst und Kultur zu widmen.

Zunächst lehnte die Denkmalbehörde eine Unterschutzstellung ab. Zwar erfülle der Bau die formalen Anforderungen, denn er stelle ein charakteristisches Bauwerk seiner Epoche dar, weise mit der Kunst am Bau und seiner Gestaltung auch ein hohes Maß an Qualität aus und sei überdies unverändert erhalten, allerdings fehle das öffentliche Interesse am Erhalt der Kantine. Diese Haltung der Behörden spiegelte allerdings schon damals nicht die Realität wider. Denn neben dem Stadtrat hatten sich auch Enthusiasten der Ostmoderne für die Kantine begeistert und Besichtigungen organisiert.

Darüber hinaus standen oder stehen mittel- und langfristig weitere Gebäude des ehemaligen Robotron-Areals in der Lingnerstadt zum Abriss, wodurch die Kantine als kleinstes Bauteil des Ensembles letztes Zeugnis des Robotron-Areals als eine der Keimzellen der heute für Dresden so bedeuteten Mikroelektronik in der Stadt sein würde.

Letzter Impuls scheint nun die erfolgreiche Nutzung der Kantine für die Kunstausstellung Ostrale gewesen zu sein, die gezeigt hat, wie gut das Gebäude angenommen wird, wenn es denn geöffnet wird.

Mit Bauten wie dem Kulturpalast, der Prager Straße oder eben dem Robotron-Areal löste sich die Architektur in Dresden seit den sechziger Jahren vom Heimatschutzstil oder dem stalinschen Neoklassizismus und öffnete sich der internationalen Moderne. Flache Pavillonbauten leiteten sich insbesondere von Mies van der Rohe ab, der diese Typologie mit dem Deutschen Pavillon zur Weltausstellung 1929, Farnsworth-House 1945 oder auch bei der Villa Tugendhat mitentwickelte. Charakteristisch ist dabei ein kräftiger Sockel oder ein über dem Gelände stehendes Erdgeschoss und ebenso ein die Horizontale betonendes Flachdach, wobei großzügige Fensterbänder von leichten vertikalen tragenden Stäben gegliedert werden. Eine Eigenheit der Ostmoderne ist die Umsetzung in Fertigteilen. Besonders bedeutend für denkmalpflegerische Aspekte ist, dass sowohl die äußere als auch die innere Gestaltung aufeinander abgestimmt sind und nicht überformt wurden.

Stadtrat Tilo Wirtz (DIE LINKE), Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau: Der Denkmalschutz für die Robotronkantine war ein längst überfälliger Schritt, den wir sehr begrüßen und uns freuen. Das Bauwerk auf dem ehemaligen Robotron-Areal ist nicht nur ein charakteristisches Baudenkmal seiner Zeit, sondern legt auch Zeugnis ab von der Technikgeschichte in der Stadt. Aus der zukunftsweisenden und visionären Keimzelle der damaligen Mikroelektronik, erwuchs die heutige weltweite Bedeutung des Standortes Dresden.

 

04. September 2023