Mehr überschuldete Haushalte in Dresden?
Es zeigt sich an vielen Stellen, dass die Corona-Krise und die damit einhergehenden Begleitmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie der letzten fast anderthalb Jahre zu erheblichen Veränderungen und auch Belastungen bei vielen Tausend Dresdnerinnen und Dresdnern geführt hat. Da ein Ende noch nicht absehbar ist, werden sich auch die Auswirkungen in ihrer Gänze erst noch zeigen. Viele Menschen leben am Rande der Belastungsgrenze und das nun schon seit Monaten, ohne dass eine Erholung sicher in Sicht ist. Es wird noch lange dauern, diese Zeit zu verarbeiten.
Um die Dimension abschätzen zu können, hat die Fraktion DIE LINKE. im Dresdner Stadtrat unter anderem verschiedene Anfragen an die Stadtverwaltung gestellt:
AF 1209/21 Auswirkungen der Corona-Pandemie (Drogenkonsum und Sucht)
AF 1424/21 Möglicher Zusammenhang zwischen sozialem Status und einer Corona-Infektion
AF 1425/21 Auswirkungen der Corona-Pandemie (Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit)
AF 1426/21 Auswirkungen der Corona-Pandemie (häusliche Gewalt)
AF 1427/ 21 Auswirkungen der Corona-Pandemie (Schulden)
Viele Menschen haben ihren Job verloren, sind in Kurzarbeit oder mussten ihre Arbeitszeit reduzieren aufgrund mangelnder Betreuungsmöglichkeiten für Kinder oder auch zu pflegende oder behinderte Angehörige.
Dazu äußert Stadträtin Pia Barkow (DIE LINKE), Mitglied im Ausschuss für Soziales und Wohnen:
Meine Befürchtung ist, dass auch das Thema Schulden und Überschuldung damit für viele Menschen zu einem Problem geworden ist.
Die Antwort auf meine Anfrage deutet daraufhin, dass sich genau das bestätigt: Es sind zwar rein zahlenmäßig in den Jahren 2019 und 2020 nur geringfügige Veränderungen in der Statistik zu erfassen etwa 4.000 Beratungsgespräche wurden in den fünf Schuldnerberatungsstellen der Stadt geführt.
Aber zu Bedenken ist, dass viele Beratungswünsche erstmal vertagt haben könnten, da sie keine online- oder Telefonberatung führen wollen. Daher rechne ich damit, dass die Zahlen in diesem Jahr steigen werden.
Noch gravierender kommt aus Sicht der LINKEN hinzu, dass wie die Antwort auf die Frage 4 verdeutlicht wesentlich mehr junge Menschen in die Beratungen kommen. Wenn nun wie die Statistik zeigt 17% weniger Rentnerinnen und Rentner die Beratung aufsuchen, dennoch die Zahlen konstant bleiben, heißt das ja im Umkehrschluss, dass etwa ein Fünftel mehr junge Menschen mit Schulden Probleme hat.
Stadträtin Pia Barkow befürchtet: Wenn nun auch ältere Menschen aufgrund von sinkenden Inzidenzen wieder vermehrt Beratungsstellen aufsuchen, werden die Zahlen vermutlich noch nach oben schnellen. Ein Gespräch mit den Beratern in den Einrichtungen hat diese Vermutung bestärkt .
Wir werden im gesamten Sozialbereich in den kommenden Monaten und Jahren mehr Geld und auch mehr Personal benötigen. An vielen Stellen zeigt sich ganz deutlich, dass die Belastungen der Corona-Krise für viele Menschen massiv sind. Denen müssen wir Hilfe und Unterstützung anbieten, um aus dieser Belastungssituation auch wieder herauszukommen.
AF1427-21PDF-Datei (385,89 KB)