LINKE-Fraktion solidarisiert sich mit streikenden Erzieher*innen

Heute wird wieder gestreikt und demonstriert! Ende letzter Woche wurde bekannt, dass zahlreichen Erzieher*innen aus den städtischen Eigenbetrieben eine Arbeitszeitverkürzung und damit auch drastische Lohneinbußen drohen (wir berichteten darüber). Das ist nicht hinzunehmen! Die Fraktion solidarisiert sich mit den Beschäftigten!

Stadtrat Tilo Kießling, Mitglied in den Ausschüssen für Bildung und Jugendhilfe wendet sich in einem Brief direkt an die Betroffenen:

Liebe Erzieherinnen und Erzieher, liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit März haben – laut Spiegel – die Superreichen dieser Welt ihr Netto-Vermögen um 94 Milliarden Dollar erhöht. 94 Milliarden.

Und zugleich reden wir seit Jahren darüber, dass Erzieherinnen und Erzieher mehr verdienen müssen, dass wir mehr Personal in den Kitas brauchen.

Wir LINKE weisen auf diesen krassen Widerspruch hin, denn: Wer sagt, für die wichtigen Dinge fehle das Geld, der ist nur zu feige, es an der richtigen Stelle zu holen.

Seit Jahren ist es so: die kleinen Leute müssen für die Hasenfüßigkeit, das Versagen und die Untätigkeit der Politik blechen.

In Dresden ist es jetzt genauso: Wie kann man als Eigenbetrieb so dumm sein, den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer laufenden Tarifverhandlung Gehalts- und Arbeitszeitverkürzungen vor die Nase zu setzen?

Seit Jahren ist bekannt, dass die Kinderzahlen in den Kitas schwanken. Seit Jahren ist bekannt, dass das vor allem zum Schuljahresbeginn so ist. Weniger Kita-Kinder zum Schuljahresbeginn, weniger benötigte Erzieherinnen und Erzieher – so die einfache und spätestens jetzt gefährliche Rechnung.

Und seit Jahren übernehmen Erzieherinnen und Erzieher in flexiblen Verträgen das Risiko schwankender Kinderzahlen. So war es zumindest – bis auf die Atempause durch die Verbesserung des Betreuungsschlüssels.

Und jetzt, wo man das mühsam erreicht hat, wird denen, die schon länger am Rande ihrer Kapazität arbeiten, gesagt: Wir brauchen einen Teil Eurer Arbeitskraft nicht mehr – und: ihr bekommt weniger Geld.

Wir als LINKE finden: Damit muss Schluss sein. Wer will, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betriebswirtschaftliche Verantwortung übernehmen, der muss mit ihnen reden. Der muss mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen. Der darf sie nicht per ordre di mufti vor vollendete Tatsachen stellen. Wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Tarifkonflikt nicht stützt, sondern von anderer Seite unter Feuer nimmt, der verspielt das Vertrauen der eigenen Belegschaft.

Wir wollen nicht länger, dass sich Frau Bibas oder Herr Hilbert oder sonstwer die Erzieherin oder den Erzieher rauspickt, die oder der im nächsten September auf Gehalt verzichten muss.

Dass Erzieherinnen und Erzieher mit dem eigenen Risiko schwankende Kinderzahlen auffangen müssen, ist kein haltbarer Zustand mehr. Wem das bisher nicht klar war, dem hat es jetzt die Eigenbetriebsleitung vor Augen geführt.

Wenn Ihnen der Eigenbetrieb die Solidarität entzieht, dann ist es gut, dass Sie auf die Straße gehen und dann müssen wir enger zusammenrücken. Richtig, dass Sie ihre Zurückhaltung aufgeben, sich empören. Wir als LINKE tun es genauso.

Deshalb werden wir als LINKE im Rat für einen Tarifvertrag kämpfen, der diese Praxis beendet, der das Risiko schwankender Betreuungsbedarfe nicht mehr allein der einzelnen Erzieherin und dem einzelnen Erzieher aufbürdet.

Wir brauchen dafür Ihre Unterstützung, wie auch Sie unsere Unterstützung haben. Dann lässt sich etwas bewegen.

Ihnen und uns allen: viel Erfolg und viel Kraft in den anstehenden Kämpfen!