Hilberts Kultursommer: Pseudo-großzügige Selbstinszenierung auf dem Rücken der Kultur
Der Oberbürgermeister hat überraschend eine Verwaltungsvorlage in den Stadtrat eingebracht. Am Donnerstag soll der Rat über 500.000 € beschließen, die für ein Konzept zur kulturellen Bespielung der Innenstadt in diesem Sommer verwendet werden sollen. Hilbert gibt vor, mit dem vorgelegten Konzept die Stadt für das Publikum wiederbeleben, gleichzeitig ein Zeichen in Richtung Wirtschaft setzen und darüber hinaus Künstlerinnen und Künstler unterstützen zu wollen.
Kaum etwas davon würde mit der Vorlage erreicht, kritisiert die Fraktion DIE LINKE. im Dresdner Stadtrat. Besonders das Verfahren bei der Erarbeitung des Konzepts wie auch auch der magere Umfang der bereit gestellten Mittel sorgen für scharfe Kritik.
Stadtrat Magnus Hecht (DIE LINKE), Mitglied im Ausschuss für Kultur und Tourismus, erklärt: „Plötzlich regnet es Geld. Auf den durch die Corona-Situation ausgetrockneten Boden der Veranstaltungsbranche in Dresden, auf die verordnete Dürre der Kultur lässt der Oberbürgermeister 500.000 € fallen. Viele in der Vorlage nicht bedachte Veranstalter haben umsonst Konzepte ausgearbeitet und fallen nach Hilberts Entscheidung einfach hinten runter. So darf man nicht miteinander umgehen, wenn man Dresdens Kulturbranche unterstützen möchte.“
Stadträtin Anja Apel (DIE LINKE), ebenfalls Mitglied im Ausschuss für Kultur und Tourismus sowie des Beirates Societaetstheater ergänzt: „Mit den vorgeschlagenen 500.000 Euro könnte das Societaetstheater fünf (!) Jahre lang jährlich jeweils 10 bis 12 Inszenierungen entstehen lassen. Diese könnten 10- bis 20-mal im eigenen Haus und in vielen Vorstellungen außerhalb gezeigt werden – unter dem Strich also 500 bis 900 Vorstellungen. Mit Hilberts Eigenmächtigkeit ist niemandem geholfen.“
Apel stellt klar: „Nur, wenn die freien Künstler zu mindestens von der Hälfte des Geldes tatsächlich profitieren, kann DIE LINKE zustimmen. Die freie Kunstszene war in den letzten Monaten von den Coronamaßnahmen besonders betroffen: Sie hatten keine Einnahmen, zusätzlich müssen sie noch unter dem Haushaltstopp in den kommenden Monaten mit ihren Projekten leiden.“
Ob der Effekt tatsächlich bei den Künstlerinnen und Künstlern ankomme, stehe aber laut Magnus Hecht in den Sternen: „Die engagierten Künstler werden von den Gagen nur wenige Tage auskommen können und bleiben trotzdem auf andere Förderprogramme angewiesen. Es ist vermutlich diese Größenordnung von 500.000 Euro, die im Haushaltsentwurf bei der freien Szene gespart werden soll. Überdies werden Touristen kaum wegen eines einzigen Kulturprogrammes auf die Schnelle einen Städtetrip nach Dresden planen. Weder Künstlerinnen noch Künstler, noch die Wirtschaft der Stadt werden einen dauerhaften Effekt spüren. Es ist zu vermuten, dass es hier unterm Strich also lediglich um Publicity und Marketing geht
Anja Apel abschließend: „Die einzige Inszenierung, die Dirk Hilbert wirklich interessiert, ist die Selbstinszenierung. Ich halte das Vorgehen des Oberbürgermeisters für eine Frechheit.“