Heimunterricht in der Krise: Ein konkreter Vorschlag für mehr Bildungsgerechtigkeit
Die gegenwärtige Situation stellt zahlreiche Familien mit schulpflichtigen Kindern vor eine große Herausforderung. Viele Eltern arbeiten im Homeoffice und sind durch den anhaltenden Heimunterricht ihrer Kinder zusätzlich belastet. Erschwerend hinzu kommt, dass in den Familien unterschiedliche Voraussetzungen für den Unterricht in den eigenen vier Wänden herrschen. Soziale Ungerechtigkeiten, die ohnehin existieren, werden beim häuslichen Unterricht weiter vertieft und wenn es in finanzschwachen Haushalten einfach nur an der technischen Ausstattung fehlt. Auch in Zukunft wird das digitale Lernen eine große Rolle spielen. Dazu müssen jetzt schon die Weichen für die Zukunft gestellt werden.
LINKE, SPD und die beiden Einzelstadträte Dr. Martin Schulte-Wissermann und Max Aschenbach haben gemeinsam einen Antrag eingereicht, der u.a. für freie WLAN-Netze sowie für eine flächendeckende Vernetzung mit bereits bestehenden Strukturen sorgen soll besonders in Stadtteilen wie Gorbitz oder Prohlis. Darüber hinaus soll mit dem Antrag für eine kostenlose Möglichkeit zum Drucken, Scannen und Kopieren für Inhaber eines Dresden-Passes in kommunalen Einrichtungen gesorgt werden. Und es soll binnen 6 Monaten ein Endgerätekonzept erstellt werden, mit dem Zweck, dass jede Schülerin und jeder Schüler Zugriff auf ein für die schulische Bildung geeignetes Endgerät hat. Familien mit geringem Einkommen sollen dabei vorrangig versorgt werden.
Mit diesem Antrag soll ein erster Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit in Dresden geleistet werden, der auch nach der Pandemie für viele Kinder und ihre Eltern spürbar sein kann.
Dazu erklären die Stadträt*innen:
Anja Apel (DIE LINKE): Der sächsische Ministerpräsident hat am 22.04. angekündigt, dass mit einer schnellen Rücknahme sämtlicher Beschränkungen nach dem 4. Mai nicht zu rechnen sei. Man müsse sich auf eine neue Normalität einstellen. Hierfür fehlen aber an den Dresdner Schulen die nötigen Rahmenbedingungen. Das digitale Lernen hat die Schere des Lernerfolges noch weiter auseinandergehen lassen. Den Beitrag, den die Stadt leisten kann, ist das Schaffen der technischen Voraussetzungen zum Digitalen Lernen. Da gilt es eine Verweigerungshaltung des Schulverwaltungsamtes aufzubrechen, und schnellstmöglich für alle Schülerinnen und Schüler den Zugang zu ermöglichen.
Katharina Hanser (DIE LINKE): „Wir brauchen nicht nur eine Digitalisierung der Bildung, sondern auch die Befähigung zum Umgang mit der digitalen Gesellschaft. Dies beginnt mit einem freien Zugang zum Netz für alle. Gemeinsam mit kommunalen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Akteuren wie den Freifunkern und sozialen Initiativen kann die Stadt Dresden einen schnellen und zielgerichteten Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit leisten.“
Dana Frohwieser (SPD): In den letzten sechs Wochen erleben wir die dramatischen Folgen einer Schulverwaltung, die ihrem Namen alle Ehre macht. Während in anderen Ländern die technische Ausstattung von Schülerinnen mit Tablets und Lernsoftware längst Alltag ist, leiden in Dresden viele Familien nicht nur unter der ohnehin anstrengenden Situation des Homeschoolings, sie wird auch noch erschwert durch fehlende Ausstattung, die einzig vom
Wollen und Können der Eltern abhängt. So bleiben zu viele Kinder noch weiter auf der Strecke. Es ist dringend nötig, hier gegen zusteuern und endlich anzupacken, statt weiter nur Pläne zu machen.
Dr. Martin Schulte-Wissermann (PIRATEN): Mich freut sehr, dass es gelungen ist, die Themen Freifunk, Bildungsgerechtigkeit, Digitalisierung der Schule und Teilhabe in einem Antrag zu bündeln. Nach Stadtratsbeschluss kann Dresden in diesen Bereichen mit relativ wenig eigenen Mitteln großes bewegen.